Viele sehen Peter Molyneux als einen ewigen Zeitgeist und Revolutionär im Videospielsektor. Der Ruf kommt nicht von irgendwo her, denn Titel wie Dungeon Keeper sind schließlich unter seiner Feder entstanden.
Sein neuestes Werk Fable 3 steht schon im Handel und erzählt die Geschichte eines Revolutionäres. Vielleicht verwirklicht er seine eigene Biografie damit? Das bleibt wohl offen, aber viel eher wurden deutliche Verbesserungen zum Vorgänger versprochen. Ob uns Herr Molyneux hierbei nur ein Märchen aufgedrückt hat oder ob Fable 3 wirklich alle Spieler glücklich macht, lest ihr in unserem Review.
Es war einmal….ein Prinz oder eine Prinzessin. Mit so einem Einstieg würde man bei einer Deutsch Schularbeit sicher negativ auffallen, aber bei Fable gehört das zum Alltag. Am Anfang der Geschichte wählt man zunächst seinen Charakter aus, eben ein Prinz oder eine Prinzessin. Beide Helden sind vom Aussehen her unveränderlich festgelegt und ändern ihre Gestalt erst durch den Spielverlauf sowie deren Bewusstsein. Wen die Schiefe Nase der Prinzessin stört muss sich wohl damit abfinden. Nach der Auswahl geht das Spiel auch schon direkt los und man erfährt grob worum es geht: Die Story knüpft ein paar Jahre direkt nach Fable 2 an und man selbst ist der Sohn oder eben die Tochter des einstigen Helden sowie Herrschers von Albion. Trotz dieses Privilegs regiert man nicht selbst, sondern der böse Bruder.
Hungersnöte, öffentliche Hinrichtungen und Ausbeutung der ärmeren Bevölkerungsschicht gehören zu seinem Herrschaftsstil. Der Bruder ist kein ehrwürdiger König, sondern ein wahnsinniger Tyrann. Man selbst hat aber ein großes Herz und möchte dieser Herrschaft ein Ende setzen! Dafür gibt es nur eine Lösung: Revolution. Da man eine Revolution nur sehr schwer alleine führen kann, macht man sich also auf die Suche nach verbündeten. Kurzum: Im Spiel geht es einfach darum soviele Anhänger wie möglich für den Königssturz zu finden und dabei erlebt man einige Abenteuer. Die Geschichte beinhaltet aber auch einen netten Twist, der die Erzählung noch interessanter macht.
Von der Erzählung ist Fable 3 wie auch seine Vorgänger äußerst gut ausgefallen, doch bei den restlichen Spielelementen wurde viel Potential verschenkt. Im Grunde genommen ackert man neben der Hauptquest auch viele Nebenmissionen ab, sammelt wichtige „Gildensiegel“ und skillt damit seinen Helden bis zum Anschlag. Die Quests selbst sind oft sehr abwechslungsreich sowie ideenreich gestaltet worden und motivieren zum Weiterspielen. Im Punkto Skillung erfolgt das nicht über ein direktes Menü, sondern über die „Siegesstraße“. Je weiter man im Spiel voranschreitet umso weiter kommt man auf der Straße voran. Auf diesem Weg findet man Skill Truhen, die man durch den Verbrauch von gesammelten Gildensiegel öffnet. So schaltet man diverse Skills (Nahkampf, Zauber, etc.) einfach frei! Etwas merkwürdig ist das System schon. Hat man beispielsweise nie eine Fernkampfwaffe benutzt und „kauft“ sich am Ende den besten Fernkampf Skill, so wird der Held automatisch zum Meisterschützen. Wo bleibt da die Herausforderung? Wozu das ganze? Learning by Doing wäre hier besser gewesen.
Selbst bei den Waffen und Zaubern wählt Fable 3 ein neues System. Anstatt hunderte Waffen anzubieten gibt es nur eine Handvoll, die sich aber im Laufe des Spiels dynamisch verändern. Ist man eher ein Schläger und tötet unschuldige, so wird die eingesetzte Waffe eben vom Design verändert. Zauber lassen sich übrigens miteinander kombinieren und werden somit noch stärker. In der Theorie klingt diese dynamische Waffenskillung sehr interessant und innovativ, aber in der Realität eben nicht. Während des gesamten Spiels tendiert man dazu immer nur die selbe Waffe und den gleichen Zauber einzusetzen, weil man absolut nicht erkennt wo der Vorteil beim Wechsel liegt. Man haut einfach bei Kämpfen wild auf die Buttons drauf, killt alles in der Umgebung und macht halt mit der Hauptquest weiter. Ziemlich monoton, obwohl sich die Waffe wirklich verändert. Heilzauber braucht man auch nicht, weil sich der Held von selbst regeneriert. Hätte man im Spiel vielleicht offensichtliche Schwachpunkte der Gegner eingebaut, hätte dieses System vielleicht mehr sind gemacht. Das ist einfach nicht heroisch genug, obwohl sich Fable 3 darauf zu konzentrieren versucht. Rüstungen im klassischen Sinne gibt es übrigens auch nicht, nur normale Kleidung. Wem’s Spaß macht kann Fable 3 im Pyjama durchspielen.
Wie von Fable gewohnt, ist auch der neueste Titel sehr entscheidungslastig. Man kann sich entweder für gute oder böse Taten entscheiden und diese haben auch Konsequenzen in der Geschichte. Jede Entscheidung wirkt sich ebenso aufs Aussehen des Helden sowie auf die Waffe und das Ansehen im Volk aus. Dank dieser Entscheidungsvielfalt ist zumindest noch ein Grund da, das Spiel nochmals anzureißen. Unterstütz bei der Reise wird man übrigens von einem Hund, der schon in Fable 2 sinnlos war. Auch diesmal dient er nur um Schätze zu finden – ab und an beißt er auch mal beim Gegner zu. Lustigerweise sind die Schatztruhen oft sehr schön platzier, sodass man auch ohne Hilfe des Hundes alles findet. Neben dem ganz normalen Heldengeschäft kann man im Spiel auch die Liebe seines virtuellen Lebens finden, ein Haus kaufen, Kinder kriegen, Sachen klauen oder Unternehmer werden. Diese Features als neu und einzigartig zu bezeichnen, wäre wahrhaftig gelogen. Schließlich gibt es das meiste schon seit dem ersten Teil! Außerdem sind diese Dinge nur eine nette Dreingabe und werden in Fable 3 nicht wirklich betont.
Die Fable 3 Welt lässt sich auch mittels Coop Modus im Xbox Live oder sogar Lokal erkunden. Zu zweit macht die Sache durchaus Spaß! Spezielle Regelungen entscheiden was der andere Spieler in der Welt anrichten kann. Schließlich will man nicht die eigenen Revolutionäre vergraulen.
Im Punkto Design kann man vor Lionhead nur den Hut ziehen. Die Hauptcharaktere passen zur Spielewelt, Albion’s Architektur ist einmalig und jeder Quadratmeter im Land sieht anders aus. Trotz des wirklich hübschen Designs gibt es Punkteabzüge in Sachen grafischer Darstellung und Performance. Die Grafik schwankt extrem. Mal sieht die Spielewelt total scharf aus, mal sind die Texturen „Playstation 2 mäßig“ verwaschen. Am Anfang könnte man glauben, dass es am Textur-Ladeeffekt liege, doch das stimmt nicht. Den Figuren fehlt es vorallem im Gesicht an Detail! Auch stört der übertriebene Blureinsatz, der das gesamte Spiel zum Schlierfiasko macht. Sobald viele Gegner am Bildschirm erscheinen und es etwas heißer hergeht, beginnt Fable 3 auch zum Stocken. Dafür wurde beim Sound definitiv nicht gespart. Super Klänge untermalen dramatische Ereignisse, nur Schade dass auf der deutschen Version keine englische Synchro enthalten ist. (Wird per Download nachgeliefert. –L)
Fazit:
Als großer Fan von Fable klangen die Features von Fable 3 richtig lecker. Dynamische Waffen, neuartiges Skillsystem und natürlich die Möglichkeit eine Revolution zu starten. Einmal selbst Napoleon oder Che sein – das ist es! Leider schrammt das Spiel trotz der tollen Featureliste Meilenweit am Prädikat „Must Have“ vorbei.
Fable 3 lebt nur von der interessanten Geschichte und den Abwechslungsreichen Quest, alles andere – vom Kampfsystem bis hin zu den Extratätigkeiten – ist wenn überhaupt nur Mittelmaß. Ein paar Waffen, die sich nur vom Design ändern, und paar Zauber sind einfach zu wenig. Man will seinen Helden schließlich selbst entwickeln und wenn jedes Item das selbe kann und nur anders aussieht, macht das keinen Sinn. Auch das Skillsystem ist zwar dynamisch, bietet aber zu wenig Auswahl. Summiert man das ganze so ist Fable 3 ein gehobenes, mittelmäßiges Spiel, das sich nicht von der Masse abheben kann. Große Featurelisten allein reichen eben nicht, um ein tolles Spiel zu machen. Nur die vielen Entscheidungsmöglichkeiten motivieren etwas Fable 3 nochmals zu spielen, sofern man noch gefallen daran findet.